Nach ihrem Gespräch zur Lage der Land- und Weinwirtschaft im Kreis Bad Kreuz­nach erklären der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Joe Weingarten, der Vor­sitzen­de des Kreisverbandes des Bauern- und Winzerverbandes an Nahe und Glan, Johannes Thilmann, und Kreisgeschäftsführer Harald Sperling:

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Joe Weingarten hat sich nach einem Gespräch mit dem Bauern- und Winzerverband in Bad Kreuznach zur Umsetzung der Agrarwende auch in unserer Region bekannt: „Wir müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher besser schützen, die Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft verbessern und die Umwelt­belastungen durch die Landwirtschaft deutlich verringern. Vor allem aber muss das Wohl der Tiere verbessert werden: Schweine, Geflügel und Rinder brauchen mehr Luft, mehr Licht und mehr Platz und Auslauf“, fordert der SPD-Abgeordnete. Er unterstützt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dabei, diese Ziele umzusetzen.

Weingarten kritisiert, dass dazu in der Vergangenheit zu wenig geschehen ist: „Die Landwirtschaftspolitik der letzten Jahre bestand im Wesentlichen aus Ankündigungen, passiert ist nichts konkretes.“ Jetzt sei der Druck, auch aus Umwelt- und Klimasicht, noch größer: „Es führt kein Weg daran vorbei, die Belastungen von Böden und Grundwasser und auch die klimaschädlichen Emissionen aus der Landwirtschaft entschlossen zurückzuführen.“ Weingarten merkt an, dass die Voraussetzungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft in unserer Region dabei grundsätzlich besser sind, als in anderen Teilen unseres Landes: „Die Vielfalt der angebauten landwirtschaftlichen Kulturen ist groß, die Agrarstruktur ist kleinteilig und der Landschaft angepasst, die Betriebe sind familien­geführt und die Tierhaltung ist, wie es sein soll, an die vorhandene Fläche gebunden.“

Der Bundestagsabgeordnete und die Vertreter des Bauern- und Winzerverbandes sind sich einig, dass die Reform der Landwirtschaft hin zu mehr Umweltschutz und Tierwohl gerade auch angesichts der rapide steigenden Energiekosten nur gemeinsam mit den betroffenen Betrieben erfolgen könne: „Die hohen Kosten der Agrarwende, beispielsweise für den Umbau von Stallungen für eine bessere Haltung, können jedoch von den mittelständischen Betrieben an Nahe und Glan nicht alleine getragen werden.“ Ob die Verbraucher und die Politik ihrerseits willens beziehungsweise überhaupt in der Lage sind, die anfallenden Kosten zu übernehmen, wird von den Vertretern des Bauern­verbands skeptisch gesehen.

Die Landwirtschaftsvertreter fordern von der Politik auch eine stärkere Einbindung des Kartellamtes in die Überwachung der Preisbildung für landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel im Handel: „In vielen Branchen werden Absprachen zu Recht untersagt, aber im Verhältnis des Lebensmittelhandels zu unseren Betrieben wird zu wenig überwacht,“ betonte Bauernverbands-Geschäftsführer Harald Sperling.

Thilmann und Sperling haben dem SPD-Abgeordneten Weingarten auch die aktuelle Lage der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Bad Kreuznach dargelegt: „Bei Milchviehhaltern und im Getreideanbau sind die Preise für diejenigen Betriebe, die sorgfältig kalkulieren, im Moment gut, wenngleich auch hier die Aussichten ungewiss sind. Bei der Schweineproduktion sind die aber keinesfalls auskömmlich. Deswegen gibt es in unserer Region und in ganz Rheinland-Pfalz auch kaum noch Schweinehaltung“, betont Thilmann. Der Kreisvorsitzende beklagt auch die weiter zunehmende Bürokratie, die den bäuerlichen Betrieben das Leben schwer mache, ohne dass aus den vielen Vorschriften und Formularen eine Verbesserung erkennbar werde: „Das überfordert die Landwirte und ihre Familien zunehmend,“ macht er deutlich.

Der SPD-Wahlkreisabgeordnete und die beiden Vertreter der Land- und Weinwirtschaft waren sich einig darin, dass die Kontakte zwischen Politik und Landwirtschaft kontinu­ierlich abnehmen. „Unsere Anliegen finden politisch immer weniger Gehör“, betont Thilmann. Weingarten bedauert dies ausdrücklich, weil er die Bedeutung der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion hinaus kennt: „Die Weinwirtschaft ist untrennbar mit dem Tourismus verbunden und zur Landwirtschaft gehört auch eine Vielzahl von Dienstleistungen und der erfolgreiche Landmaschinenbau. Das alles sind wichtige Arbeitsplätze,“ betont der Abgeordnete.

Der Wahlkreisabgeordnete, der Thilmanns Hof in Spabrücken auch schon persönlich besucht hat, und der Bauernverband verabredeten einen kontinuierlichen Austausch zu Fragen der Land- und Weinwirtschaft: „Wir wollen den Winzer- und Landwirt­schaftsbetrieben helfen, die Anforderungen aus dem Natur-, Klima- und Tierschutz zu bewältigen und gleichzeitig den Verbraucherinnen und Verbrauchern beste Qualität zu vernünftigen Preisen zu liefern“, verspricht Weingarten dem Berufsstand. „Und dazu werden wir noch viel miteinander reden.“