Zu Forderungen nach weiteren Hilfen an die Ukraine aus aktuellen Beständen des Deutschen Heeres erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Joe Weingarten:
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Joe Weingarten; Berichterstatter für das Heer der SPD-Bundestagsfraktion, sieht die Lieferung von weiteren Waffensystemen aus Bundeswehrbeständen an die ukrainischen Streitkräfte kritisch: „Eine Ausdünnung des Materials würde bei der angespannten Ausstattung der Truppe zu gravierenden Problemen im Einsatz, vor allem aber in der Ausbildung führen. Das gilt für die Artillerie genauso wie für die Panzer- und Panzergrenadiertruppen.“
Der Verteidigungsexperte befürchtet für diesen Fall bleibende Rückschläge bei der Ausbildung im Heer. Das größte Kapital der Bundeswehr sind nach Weingartens Worten nicht die Waffen, sondern die Soldatinnen und Soldaten: Waffen könnten wieder von der Industrie gekauft und ersetzt werden, eine einmal entstandene Ausbildungslücke hingegen würde die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr dauerhaft schädigen. „Schon jetzt ist der Ausbildungsbetrieb nur durch die parallele Nutzung der Fahrzeuge in mehreren Lehrgruppen und den intensiven Einsatz von Simulatoren sicher zu stellen“, erklärte Weingarten nach einem Besuch der Panzertruppenschule der Bundeswehr in Munster. „Die Ausbildung von Panzerkommandanten dauert Monate, Lücken lassen sich da nur schwer aufholen“, konstatiert das Mitglied des Verteidigungsausschusses.
Weingarten erläutert: „Aktuell sind alle funktionstüchtigen Fahrzeuge der Bundeswehr für den Einsatz oder die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten eingeplant. Schon jetzt hat die Bundeswehr zu wenige Panzer und Fahrzeuge, um den Ausbildungstand der Truppe auf dem eigentlich notwendigen Niveau zu halten und die Befähigung zum Kampf zu sichern. Daher spielen die Ausbildung und der Fähigkeitserhalt im Militär eine herausgehobene Rolle. Sie ist angesichts der russischen Bedrohung unmittelbar wichtig für unsere Sicherheit. Es ist die Verantwortung des Parlaments gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten, die Ausbildungskapazitäten nicht weiter einzuschränken. Wir dürfen unsere Glaubwürdigkeit, dass wir die Interessen unserer Parlamentsarmee vertreten, nicht verlieren,“ schließt Weingarten seine Stellungnahme.